Bereits im Oktober 2019 kamen gegen Wirecard Vorwürfe bezüglich Bilanzmanipulation, Geldwäscherei und Betrug auf. Um die Situation zu beruhigen, beauftragte der deutsche Zahlungsverkehrs-Dienstleister das Wirtschaftsprüfungsunternehmen KPMG mit einer Sonderprüfung. Als Wirecard auch den dritten Termin zur Publikation des Prüfberichtes am 27. April 2020 ungenutzt verstreichen liess, durfte man bereits erahnen, dass etwas im Argen lag. Am 18. Juni 2020 hätte das Unternehmen dann die testierte Bilanz zum Geschäftsjahr 2019 vorlegen sollen – deren Präsentation war aufgrund des KPMG-Gutachtens mehrfach verschoben worden. Doch auch dazu kam es nicht, denn dem beauftragten Wirtschaftsprüfungsunternehmen EY fehlten Nachweise für angebliche Bankguthaben gegenüber philippinischen Bankinstituten in der Höhe von insgesamt 1.9 Milliarden Euro. Ohne diese Nachweise konnte und wollte EY den Abschluss 2019 nicht testieren.
Die entsprechenden Bescheinigungen konnten von Wirecard allerdings nicht beigebracht werden und mittlerweile ist auch klar weshalb – die Guthaben existieren nicht. Die Dokumente, die das Vorhandensein des gesamten Guthabens bestätigen sollten, wurden von den Banken auf den Philippinen als Fälschungen identifiziert und das Bestehen der Treuhandkonten wurde negiert. Nach Bekanntwerden dieser Fakten befinden sich die Aktien ebenso wie die Anleihen des Unternehmens im freien Fall. In der Folge trat Markus Braun von seinem Posten als Konzernchef mit sofortiger Wirkung zurück und entliess zusätzlich das Vorstandsmitglied Jan Marsalek. Ob und wie es für Wirecard weitergeht, wird sich zeigen. Sollten die kreditgebenden Banken aufgrund der Bilanzmanipulation Konsequenzen ziehen und die Darlehen kündigen, dürfte dies für Wirecard wohl den direkten Weg in den Konkurs bedeuten.